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Zugunglück in Bad Aibling: Bergungen laufen an

Rettungskräfte stehen am Dienstagabend vor den Trümmern des Unglücks.
Rettungskräfte stehen am Dienstagabend vor den Trümmern des Unglücks. ©APA/dpa/Uwe Lein
Nach dem Zugunglück von Bad Aibling herrschte Verwirrung um eine vermisste Person. Am Mittwochmorgen wurde erst berichtet, dass ein elftes Todesopfer geborgen worden sei. Wenig später wurde das richtiggestellt. Es gab keine Bergung, es werde auch niemand mehr vermisst. Bei einem Zusammenstoß zweier Regionalzüge in Bayern kamen am Dienstag zehn Menschen ums Leben. Österreicher befanden sich nicht unter den Opfern.
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Eine Polizeisprecherin dementierte vorherige Berichte, wonach ein elftes Todesopfer bereits aus dem Wrack geborgen worden sei. Erst hieß es, das Opfer werde weiter “in den Trümmern vermutet”, so eine Sprecherin. Am Mittwoch kurz nach acht Uhr gab die Polizei schließlich Entwarnung: Es wurde kein Opfer geborgen. Man gehe auch nicht mehr davon aus, dass eine Person vermisst werde. Am Unglücksort liefen am Mittwochvormittag die Vorbereitungen für die Bergung der Wrackteile an. Ein erster Spezialkran ist nach Angaben der Deutschen Bahn eingetroffen.

Verletzte über den Berg

Nachdem alle Personalien abgeglichen worden seien, dürfte sich kein weiteres Opfer in den beiden havarierten Zügen befinden. Der Sprecher war zudem zuversichtlich, dass alle Verletzten überleben werden. “Wir dürfen optimistisch sein.”

Identität der Opfer geklärt

Zudem steht inzwischen die Identität von neun der zehn Opfer fest. Dabei handelt es sich ausschließlich um Männer im Alter von 24 bis 60 Jahren, sagte Thalmeier. Sie alle stammten aus der Region. Unter ihnen seien auch die zwei Lokführer sowie ein Lehr-Lokführer, der routinemäßig einen der beiden Männer auf seiner Fahrt begleitete.

Bad Aibling: Keine Österreicher unter Opfern

Österreicher sind bei dem Zugunglück nicht ums Leben gekommen oder schwer verletzt worden. Dies teilte Außenamtssprecher Thomas Schnöll am Mittwoch der APA unter Berufung auf Informationen der deutschen Behörden mit. Ob sich Landsleute unter den sonstigen Verletzten befanden, war vorerst unklar.
Ein Video aus dem inneren des Zuges:

Das Unglück von Bad Aibling hat ein Augenzeuge aus dem Inneren eines der beiden Züge gefilmt. Wir zeigen lediglich…

Posted by tagesschau on Dienstag, 9. Februar 2016

Bergung dauert zwei Tage

Die Bergung wird nach Einschätzung der Rettungskräfte noch mindestens zwei Tage dauern. Am Mittwochvormittag wurden zwei Bergezüge mit Kränen aus Fulda und Leipzig erwartet, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Wolfram Höfler.

Zunächst sollten Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) mit schwerem Schneidegerät versuchen, die Triebköpfe auseinanderzuschneiden und danach die Züge voneinander zu trennen. Ungefähr hundert Helfer waren im Einsatz.

“Kein dringender Verdacht” gegen Fahrdienstleiter

Nach ersten Vernehmungen der Polizei ergibt sich im Zusammenhang mit dem Zugsunglück von Bad Aibling in Bayern kein dringender Verdacht gegen den Fahrdienstleiter. “Wir wehren uns vehement gegen dieses Gerücht”, sagte Polizeisprecher Jürgen Thalmeier am Mittwoch am Unglücksort im Hinblick auf entsprechende Berichte.

Ermittlungen stehen noch am Anfang

Zwar könne ein Fehler oder Vergehen des Diensthabenden auch nicht ausgeschlossen werden; die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Doch sei der Fahrdienstleiter bereits unmittelbar nach dem Zusammenstoß zweier Regionalzüge am Dienstag befragt worden. Daraus ergebe sich “noch kein dringender Tatverdacht”, betonte Thalmeier.

Sonderkommission eingerichtet

Die Deutsche Presse-Agentur hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die Tragödie auf der Strecke Holzkirchen-Rosenheim durch menschliches Versagen ausgelöst worden sei. Derzeit ermitteln die Beamten auch im Stellwerk von Bad Aibling. Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekannt gab, arbeitet inzwischen eine 50-köpfige Sonderkommission der Kriminalpolizei an dem Fall.

Verheerendes Zugunglück in Bad Aibling

Am Dienstagmorgen waren zwei Nahverkehrszüge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal ineinander gerast. Die Katastrophe ist das schwerste Zugsunglück in Bayern seit mehr als 40 Jahren.

Trauer herrschte nicht nur in der Region, bis in die Politik hinein sendete das Unglück seine Schockwellen: Am Nachmittag entschieden sich die Parteien, auf den traditionsreichen Politischen Aschermittwoch in Bayern zu verzichten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief betroffen: “In Gedanken bin ich auch bei den zahlreichen Verletzten, die mit den Folgen des Unglücks ringen”, sagte sie. Auch Bundespräsident Joachim Gauck, der sich in Nigeria aufhält, zeigte sich bestürzt über die Tragödie.

Züge bohren sich ineinander

Als die Züge am Morgen gegen 6.45 Uhr zusammenstießen und sich die Triebwagen ineinander verkeilten, entgleiste einer der Züge und mehrere Waggons kippten zur Seite. “Der eine Zug hat sich förmlich in den anderen hineingebohrt und die Kabine des zweiten Zuges komplett auseinandergerissen”, berichtete Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sichtlich betroffen vor Journalisten. “Das sind Bilder, die einen natürlich auch sehr stark emotional belasten, weil man sich nicht vorstellen kann, dass solche Unglücke auch bei uns vorkommen können.”

Die auch Mangfalltalbahn genannte Strecke wird mit Hilfe des “Punktförmigen Zugbeeinflussungssystems” kontrolliert – “ein System, das automatisch dafür sorgen soll, dass das Aufeinandertreffen von Zügen nicht stattfindet, indem Züge zwangsgebremst werden, wenn sie unberechtigt auf einer Strecke sind, Signale überfahren oder Ähnliches”, sagte Dobrindt. Auf der Unfallstrecke war das System erst in der vergangenen Woche kontrolliert worden – alles schien einwandfrei.

Schwierige Rettungsarbeiten in Bayern

Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Am Mittwoch soll damit begonnen werden, die Zugwracks mit schwerem Gerät zu entfernen.

Rund 700 Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten. Helikopter brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser, wo sämtliche geplanten Operationen sofort abgesagt wurden, um Kapazitäten für die Versorgung der Opfer zu schaffen. Wasserwacht und Bergwacht waren ebenfalls im Einsatz. Zum Teil zogen die überwiegend ehrenamtlichen Helfer die Opfer auch in Bergungssäcken mit Winden an den Hubschraubern hoch und flogen sie an das andere Ufer der Mangfall.

(APA)

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